Sorben & Wenden

Slawen bilden mit etwa 40 Prozent der Bevölkerung die größte Sprachengruppe Europas. Darunter gelten die Lausitzer Sorben/Wenden als kleinster Teil der slawischen Völkergemeinschaft. Sie zählen neben Polen, Tschechen, Slowaken und Kaschuben zu den Westslawen.

Auf dem Gebiet von elf der 16 heutigen deutschen Bundesländer siedelten einst autochthone Slawen. Ihre Nachkommen sind ausnahmslos in allen Bundesländern der BRD nachweisbar. Tausende wendische Ortsnamen in Deutschland bezeugen bis heute die rege Siedlungstätigkeit der Slawen. Dutzende wendischer Stämme wurden etwa seit der Zeit Karls des Großen bis ins 12. Jahrhundert hinein militärisch unterworfen und christianisiert. Von den großen elbslawischen Stammesverbänden vermochten nur die Sorben/Wenden in der Oberlausitz (Nachfahren der Milzener) und Niederlausitz (Nachfahren der Lusizi) bis heute ihre Sprache, ihr Brauchtum sowie ihr ethnisches Bewusstsein und damit ihre Identität zu bewahren. Das gelang ihnen über Jahrhundert hinweg unter zumeist widrigen Bedingungen.
Die Niederlausitz ist der nördliche Teil der Lausitz. Das ehemals von den Flüssen Spree im Norden, Bober im Osten, Schwarze Elster im Süden und Dahme im Westen begrenzte Territorium der Niederlausitz (niedersorbisch: Dolna Łužyca, obersorbisch: Delnja Łužica, polnisch: Dolne Łużyce), wurde einst von mehreren sorbischen Stämmen besiedelt. Die Landschaftsbezeichnung Lausitz/ Łužyca geht auf das altsorbische Wort ług (deutsch: sumpfige, mit Wald bewachsene Niederung) zurück. Daraus wurde der Stammesname für deren Bewohner Lunsizi, Lunsizani, Lusizi oder Lusizer abgeleitet.
Sie selbst bezeichnen sich in ihrer Muttersprache als Serby (deutsch: Sorben oder Wenden), von den Deutschen wurden sie zumeist Wenden genannt. Diese Benennung geht auf römische Geschichtsschreiber zurück, die alle ihnen unbekannten Stämme Veneti nannten. Während der Begriff Wenden in der Oberlausitz in der Mehrheit als abwertend empfunden wird und deshalb zur Selbstbezeichnung selten gebraucht wird, verwenden die Niedersorben zu ihrer deutschsprachigen Selbstbezeichnung die Begriffe Sorben und Wenden nebeneinander und gleichberechtigt.
Heute garantieren die Verfassungen der Bundesländer Brandenburg und Sachsen sowie das Gesetz zur Ausgestaltung der Rechte der Sorben/Wenden im Land Brandenburg (neu 2014) und entsprechend das Gesetz über die Rechte der Sorben im Freistaat Sachsen (1999) den noch ca. 50.000–60.000 Angehörigen des sorbischen/ wendischen Volkes (ein Drittel in Brandenburg, zwei Drittel in Sachsen) ihr Recht auf nationale und ethnische Identität. Mit der 1991 gegründeten Stiftung für das sorbische Volk/Załožba za serbski lud (rechtsfähig seit 1998) wurden die materiellen Rahmenbedingungen für »die Bewahrung und Entwicklung, Förderung und Verbreitung der sorbischen Sprache, Kultur und Traditionen als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes« geschaffen. Da die Mittel zur Förderung sorbischer/wendischer Institutionen und Projekte jeweils erst im Laufe eines jeden Jahres freigegeben werden, wird die Stiftungstätigkeit allerdings maßgeblich erschwert und eine Planungssicherheit für kulturelle und wissenschaftliche Institutionen ist nicht gewährleistet. Seit 1999 sind die obersorbische und die niedersorbische Sprache durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen offiziell als selbständige Sprachen anerkannt. Dies alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die niedersorbische-wendische Sprache gegenwärtig zu den am meisten vom Aussterben bedrohten Sprachen in der EU gehört.
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