Seit Herbst 2020 präsentiert das Wendische Museum seine neue Dauerausstellung zur Kulturgeschichte der Sorben/Wenden in der Niederlausitz. Sie gibt vielschichtige Einblicke in das sorbische/wendische Leben gestern und heute. Ein abwechslungsreicher Museumsrundgang mit wertvollen Originalen, aufwendig erstellten Repliken und verschiedenen medialen Angebote vermittelt Wissenswertes zu den Themen Glaube und Religion, Sprache und Literatur, Brauchtum und Tracht, Musik und Bühnenkunst, aber auch zu Industrialisierung und Umbruch sowie zu Bedrohung und Verlust von Heimat und Identität.
Die neue ständige Ausstellung zur sorbischen/wendischen Geschichte und Kultur der Niederlausitzsteht unter dem Motto „Daś Serbstwo wobstawa! – Möge das Sorbentum fortbestehen!“. Sie beginnt mit einem geschichtlichen Überblick in Form einer Zeitleiste. Karten geben einen Überblick über das ehemalige und das heutige Siedlungsgebiet.
Eines der ältesten Exponate der Exposition, die über 600 Jahre alte Tür der Kirche zu Werben/Wjerbno, leitet den BesucherIn in den ersten Ausstellungsraum der Dauerausstellung.
Der Beginn des Ausstellungsrundgangs wendet sich dem Thema Glaube und Religion zu. Neben ausgewählten Fakten und seltene Exponate zum vorchristlichen Glauben werden die Themen Christianisierung, Reformation und die damit einhergehende Herausbildung der niedersorbischen Schriftsprache, wie auch ihre Be- und Eingrenzung, mangelnde Förderung und Diskriminierung vermittelt. Schlüsselexponate des Raumes sind ein Modell der Wendischen Kirche zu Cottbus (Klosterkirche) sowie Teile des Originalgestühls dieser Kirche. Filmsequenzen geben einen Einblick in das aktuelle sorbische/wendische Kirchenleben.
Im thematisch als Sprachraum überschriebenen Ausstellungsraum werden ausgewählte niedersorbische Sprachdenkmäler präsentiert – darunter das Faksimile einer Randglosse in niedersorbischer Sprache aus dem Jahre 1510, das älteste uns bekannte Schriftzeugnis des Sorbischen/Wendischen.
Neben bedeutsamen Sprachförderern, insbesondere Schriftstellern und Dichtern, werden Personen gewürdigt, die sich Verdienste innerhalb der 1880 in Cottbus/Chóśebuz gegründeten Maśica Serbska, dem „wendischen Bücherverein“, erworben haben. Die Entwicklung der niedersorbischen Literatur zwischen den Weltkriegen, die NS-Verbotspolitik, die ungenügende Förderung in der DDR und die hoffnungsvolle Entwicklung mit dem Beginn des Witaj-Projekts nach der politischen Wende werden thematisiert.
Der Wohnraum wendet sich den Sitten und Bräuchen im Lebenslauf zu. Von Geburt, Taufe, Konfirmation, Jugend, Arbeit und Alltag, Tanz und Hochzeit, bis zu Tod und Trauer wird der Bogen gespannt. Die mit diesen Anlässen verbundene, erstaunliche Vielfalt an regionalen sorbischen/wendischen Trachten steht im Mittelpunkt der Präsentation.
Im Mittelpunkt steht die Industrialisierung in der Niederlausitz und die damit verbundene Assimilierung der sorbischen/wendischen Bevölkerung. Behandelt werden u.a. die Abwanderung der Arbeitskräfte in die Großstädte und die Auswanderung nach Übersee, sowie die Vermarktung des Wendischen im Tourismus. Herausragendes Objekt ist eine originale Reisetruhe ehemaliger wendischer Auswanderer. Den Übergang zum nächsten Raum, bildet das Thema Wandel und Verlust der Lausitzer Kulturlandschaft sowie der essenzielle Kampf um ihre Erhaltung.
Thematisiert werden die traditionelle sorbische Volksmusik, Musikinstrumente, sorbische Kunst- und Chormusik als auch Unterhaltungs- und Tanzmusik. Darüber hinaus werden bedeutende niedersorbische Musikschaffende vorgestellt, wie auch die Pflege des Erbes durch Laien- und professionelle Bühnenkünstler.